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Salutions de tignes


"Chantent les sardines, chantent les sardines" – schallt es aus dem Lautsprecher des Supermarkts. Der schnelle französische Klassiker passt so garnicht nicht zur Stimmung auf 2000 Meter über dem Meer. Nichts hört man hier seltener als singende Sardinen.

Dafür das monotone Brummen von Berggondeln, den auffauchenden Schotter unter den Downhill-Mountainbikes oder wild durcheinander zwitschernde Schneefinken.

Bienvenue à Tignes!



2129 Meter über dem Meer


It is this time of the year again. Höhentrainingslager – Schrägstrich Urlaub. Dieses Jahr hat es mich wieder nach Tignes gezogen. 2021 war ich bereits eine Woche hier. Bei der Suche nach Orten über 2000 Meter in der Höhe bleiben nicht allzu viele Möglichkeiten. Man hat die Wahl zwischen zugepflasterten Skiorten in Italien und zugepflasterten Skiorten in Frankreich. Im Sommer ist nicht mehr viel vom winterlichen Charme übrig. Es fehlt der Schnee, der alles in ein entschuldigendes Weiß taucht.

Wenn ich über den Rand meines Laptops blicke, offenbaren sich gerodete Wiesenflächen und dicht gedrängte Hotelbunker in ihrer ganzen Brutalität. Doch wenn ich wiederum über dessen Rand blicke, ist wieder alles gut: Meine Augen schweifen über die raue, gefühlt endlose Bergszenerie. Alles entschuldigt – für den Moment.



Leichtlebige Sinnesreize

Lets Update! Seit gut einer Woche bin ich nun mit meinem Radverbündeten Jonas hier. Die ersten Tage waren tatsächlich pures Urlaubsgefühl. Nach Gutdünken in den Tag starten, Schwimmen im Bergsee, crêpes au caramel, Wandern, klettern, cafe deca.

Seit vorgestern bin ich zurück im klassischen Trainingslager-Alltag: Vier, fünf, sechs Stunden Rad fietzen, essen, powernappen, spazieren, schlafen, repeat.

Ein paar heitere Beobachtungen und Facts: Die Pizza hier kommt wahrlich an die in Italien ran. Gestern Abend first time in my life Bier auf Geschmack geschmeckt und geschmatzt (mein Gaumen sagt Savoie Blonde ist eine 8/10).

Es gibt mehr Intersport-Filialen in Tignes als Supermärkte. Supermärkte heißen hier Sherpa, wie die Menschen aus dem Himalaya – kann man so stehen lassen.

Bergseen sind kälter als man denkt. Jeder, der länger als zwei Minuten ohne Schockstarre aushält, hat meinen Respekt. Warum um Himmelswillen kommen mir tagtäglich Leute in Skimontur mit Skiern über der Schulter entgegen? Sollten die nicht alle am Meer sein! Die Tignes-Gletscherbahn ist verlockend, aber vor dem Hintergrund des Klimawandels – anderes Thema.



14 Renntage in dreieinhalb Wochen

Von den Tignes-Kuriositäten springe ich nochmal in die letzten Wochen. Ich bin so ziemlich alles an Radrennen gefahren, was ging. Mitte Juni stand die fünftägige Slowenien-Rundfahrt im Plan. Die Stimmung am Straßenrand war schwer zu toppen – eine unfassbare Radsportbegeisterung, grün-weiße Bengalos überall. Gänsehaut Dauerzustand.

Slowenien ist ein wunderschönes Land. Leider sieht man bei so einer Rundfahrt alles nur im Vorbeifliegen. Auf der Roadtrip-Bucketlist ist Slovenija immerhin jetzt ganz oben.

Als Team haben wir ganz gut zusammengefunden. In der Gesamtwertung landeten Colin und Oscar in den Top 15.

Kurz danach bin ich die Deutsche Meisterschaft gefahren. Für mich leider ein schwarzes Wochenende. Im Zeitfahren habe ich die Beine so garnicht gefunden. Dass ich im Ziel noch festgestellt habe, dass meine Scheibe schliff, hat das Ganze auch nicht besser gemacht. Im Straßenrennen wurden wir in einer abgehängten Gruppe nach knapp 170 Kilometern mit sechs Minuten Rückstand aus dem Rennen genommen – etwas undankbar, but thats cycling. Gebrauchtes Wochenende.

Überraschend habe ich direkt im Anschluss erfahren, dass ich die Tour of Austria fahren darf. Unser Spanier Oscar war kurzfristig krank geworden. Für unser Team das absolute Jahreshighlight. Fünf Etappen, quer durchs Land, von Vorarlberg bis Niederösterreich. Mit Ausnahme der Deutschland Tour habe ich bisher kein Rennen erlebt, welches so professionell organisiert war. Sportlich lief es für uns auch recht gut. Ein elfter Platz in der Gesamtwertung, vier Top Ten fürs Team, zweimal Spitzengruppen-Action für mich persönlich. Das wichtigste: Wir sind als Team geschlossen aufgetreten.




Portugal is waiting


Resümee: Ich bin happy mit meiner aktuellen Form. Die wird in den nächsten Tagen in der Höhe weiter modelliert. Es warten noch so einige Pointen dieses Jahr: Ende Juli fahre ich die Tour Alsace in Frankreich. Nach etwas Quality Time zuhause geht es dann Mitte August nach Portugal. Elf Tage Rennen – ein Ruhetag. Meine persönliche Grand Tour dieses Jahr.



But first: Vive le Tour de France – Finale schauen, Buch, Bergsee und vergeblich Ausschau halten nach Sardinen.



Macht's gut, euer Jon!


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