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Ride-Life-Balance

Ausschlafen, planlos in den Tag springen, durchatmen – am Ruhetag fühlt sich das ausnahmsweise mal fantastisch an. Besonders nach den letzten Wochen. Radrennen, Autofahren, schlafen, essen, Radrennen. Aus viel mehr Beschäftigung bestanden meine Tage nicht. Erfolge, Rückschläge, ein ständiges auf und ab. Im Großen und Ganzen verspüre ich dennoch eine guttuende Zufriedenheit. Aber Step by step – Was ist in den letzten drei Wochen passiert?



Essen, schlafen, radeln


Ich muss ehrlich zugeben: Mein kleines dreiwöchiges "Blog-Sommerloch" hatte ich nicht eingeplant. Doch so ein richtig ruhigen Moment gab es in den letzten Wochen nicht. Das Ganze hat sich wie eine Hetze von A nach B angefühlt. Und eigentlich ist das, was ich am Schreiben so schätze dieses Intuitive – nur dann schreiben, wenn ich Bock habe. Genau dann fängt's an Spaß zu machen. Aber Radsport stand in den letzten Tagen gnadenlos im Vordergrund, und für viel mehr war in meinem Kopf kein Platz.

Umso schöner, dass genau dieser Bock sich gerade zurück meldet. Viele Gedanken, Eindrücke, Emotionen sind mir durch den Kopf gegangen. Diese Welle an "Blog-Material" scheint mich manchmal zu überschwemmen. Wo fange ich? Wie fange ich an? Und aus dem ganzen Schwall formt sich dann manchmal die Frage: Fange ich überhaupt an? Heute versuche ich eine Antwort darauf zu finden, werfe das "Wo" erstmal über Bord und tauche einfach mal ab in meine Erinnerungen.

Von Belgien, über Italien in die Schweiz

Seit meinem letzten Lebenszeichen bin ich ganze sieben Radrennen gefahren.

Erstmal ging es Ende Mai für ein paar Tage nach Belgien. Zunächst in die Wallonie, später nach Flandern, dem Mittelpunkt des "Radsportzirkus". Und genau hier beginnt das auf und ab. Etwas, dass einzigartige am Radsport, was es vielleicht in keiner anderen Sportart so ausgeprägt gibt. Sturz beim Circuit de Wallonie, drei Tage später ein taktisch perfekter GP Marcel Kint – 150 Kilometer Spitzengruppe, Bestwerte, passables Ergebnis. Es kann so schwierig sein und es kann so leicht sein.

Von dort ging es weiter nach Trient in Italien zur Trofeo Alcide De Gasperi. An kein anderes Rennen habe ich so gute Erinnerungen. Im letzten Jahr holte ich dort mein erstes "Profi-Podium". Dementsprechend super heiß ging ich an den Start. Doch Achtung – die Achterbahnfahrt geht weiter.

Temperaturen über 30 Grad machten das Rennen nicht leicht. Auf der schweren Zielrunde bin ich dann mehr oder weniger in die Luft geflogen, explodiert, abgehängt. Ich muss zugeben, dass ich selten so enttäuscht war, womit wir bei meiner großen Schwäche gelandet sind. Wenn es mal nicht läuft, hinterfrage ich schnell alles, geblendet von der Enttäuschung sehe ich in nichts positives mehr. Ich erinnere mich, wie ich am selben Tag noch stundenlang ins Leere blickte, an nichts dachte. Dehydriert und erschöpft vom Rennen. Mit einem Wort: Leer.



Rollercoaster-Lifestyle


Glücklicherweise bin ich schnell wieder gelandet. Und genau das ist eben das schöne am Radsport: Es geht immer weiter. Wenn du das selbst nicht einsiehst, macht das die Zeit für dich.

Denn bereits zwei Tage später ging's weiter nach Köln. Zeitfahren – meine Paradedisziplin. Doch leider lief auch hier nicht alles rund. Ein technischer Defekt verhinderte mehr als einen respektablen vierten Platz. Doch ich zog schon wieder mehr Positives aus dem Tag: Besser so etwas passiert jetzt, als bei meinem Saisonhöhepunkt – der Deutschen Meisterschaft in zwei Wochen. Dementsprechend war es mehr oder weniger eine vergeigte Generalprobe.

Am Pfingstmontag fuhr ich dann beim Rennen in Köln knapp am Sieg vorbei. Seit längerer Zeit fühlte ich mich mal wieder sehr gut. Ein kleiner Motivationsschub.

Nach zwei Tagen zuhause fuhr ich dann vergangenes Wochenende in die Schweiz, gemeinsam mit dem Team. Freitag: Profirennen, Samstag Nationale Bundesliga. Um es kurz zu machen – Ich bin sehr zufrieden. Fünfter Platz und eine unfassbar starke Teamleistung. Ich war positiv überrascht von meiner Leistung, weil die bergige Strecke mir nicht so richtig entgegenkam. Somit fand der riesige Rennblock der letzten Wochen ein Happy End – fürs Erste.



Etwas Ruhe


Und willkommen in der Gegenwart. Puh, das hat sich sehr nach stumpfem Rennbericht angehört. Nicht wirklich mein Lieblingsstil zu schreiben. Zack, zack, zack. Denn eigentlich ist zwischen alldem noch so viel mehr geschehen.

Ich werde versuchen in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten den ein oder anderen Gedanken nochmal aufzugreifen und auszubreiten.

Für heute erstmal genug. Ich mach mich jetzt auf den Weg in die Sonne. Spazieren, Café, Lesen, mal versuchen in den Flugmodus zu swipen. Bis (hoffentlich) sehr bald.


Macht's gut, euer Jon!



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